Das Grundstück, einst Teil des zweitgrößten Landguts in Mauer mit insgesamt 264.000 m2 Fläche, war um 1900 in Besitz der Kammersängerin Antonia Schläger. Vor der Errichtung des Klosters befand sich dort die sogenannte Schläger-Villa, die im Zuge des Baus abgerissen wurde.
Das Grundstück ging durch einen Tauschvertrag in den Besitz der Klosterschwestern über, die vom im Jahre 1831 in Wien errichteten ersten Redemptoristinnenkloster am Rennweg an den Stadtrand von Wien übersiedeln wollten.
Die Schwestern Redemptoristinnen zum Allerheiligsten Erlöser lebten als kontemplativer Orden (beschaulicher Bet-Orden) völlig zurückgezogen von der Welt, in bescheidenen Verhältnissen. In der Blütezeit beherbergte das Kloster 39 geistliche Schwestern. Ihre Aufgabe bestand darin unablässig für das Heil und die Anliegen der Welt zu beten. Es war Ihnen nicht gestattet die Klausur (von der Außenwelt abgegrenzter Teil des Klosters) zu verlassen. Nur einem Priester und einem Arzt war es gestattet die Klausur zu betreten. Der Kontakt mit der Außenwelt erfolgte durch eines der zwei Sprechzimmer, einem Raum, wo die Schwestern den BesucherInnen durch ein Holzgitter getrennt gegenüber saßen.
Außerhalb der Gebetszeiten bewirtschafteten die Klosterschwestern ihre eigene Landwirtschaft auf Klostergrund und lebten von dem Ertrag. Sie überstanden alle Kriegs- und Nachkriegsjahre trotz vieler Schwierigkeiten und Entbehrungen und blieben auch von Bombenangriffen nicht verschont. In ihrer Chronik wird u.a. von Hunger und Kälte berichtet. Die Schwestern wärmten ihre Betten mit heißen Ziegelsteinen. Bei einem dadurch ausgelösten Brand, wäre eine Klosterschwester dabei fast zu Tode gekommen. Ein anderes Mal wird von Dieben berichtet, die über die Klostermauern stiegen, um Zwetschken zu stehlen.
Auszug aus der Chronik der Klosterschwestern:
Mai 1944 - Kettenbombenabwurf auf Atzgersdorf. Eine Bombe traf den Garten! Das ganze Gebäude schwankte bis auf die Grundmauern. Die Schwestern lagen flach am Boden und beteten. Kirchen-, Kloster-, und Stalldach waren wie ein Sieb zerlöchert. 800 Fensterscheiben wurden zertrümmert. Der Garten war völlig aufgewühlt und in einen Steinhaufen verwandelt. 14 Bombentrichter waren im Garten und 20 auf der Vorderseite. Glashaus und Schuppen waren zertrümmert. Die Schwestern beteten ein inniges Dankgebet, dass sie überleben durften.
Ihre große Sorge galt dem Allerheiligsten (Monstranz mit den konsigrierten Hostien), das bei jedem Bombenangriff in den Luftschutzkeller mitgenommen wurde.
Juli 1944 – 2 Fallschirmspringer sind im Garten gelandet. Bei einem Luftangriff wurden alle Hostien in Sicherheit gebracht, indem man sie konsumierte.
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts änderte sich die Situation. Kirche und Kloster benötigten eine umfangreiche Sanierung, die Schwestern alterten und deren Anzahl nahm durch Todesfälle zunehmend ab. Im Juli 1968 sind es nur noch 11 Klosterschwestern. Trotz intensivem Gebet um Nachwuchs treten ab diesem Zeitpunkt keine neuen Schwestern dem Orden mehr bei.
(Die letzte Klosterschwester Sr. Immaculata tritt dem Orden im Jahre 1956 bei).
Das Klostergrundstück wird durch Verkauf und Verpachtung sukzessive kleiner.
1970 wurde Ecke Rudolfzellergasse/Alma König Weg ein Teil des sogenannten Feldes an die Firma Meinl zur Erbauung eines Geschäftslokals verpachtet. (Anmerkung: 2018 wurde der ehemalige Meinl Supermarkt nach langen Jahren des Leerstandes abgerissen und anstatt dessen Wohnhäuer errichtet.)
Auf Initiative des Jesuitenpaters Anton Müller erfolgte ab 1973 eine Neubelebung der Klosterkirche. Er sammelte junge Familien und interessierte Menschen um sich und gründete die Basisgemeinde Endresstraße, eine progressive Glaubensgemeinschaft von Christen, die sich in der Klosterkirche trafen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und sich über eine zeitgemäße Form des Glaubens auszutauschen. 1974 werden dazu Gemeindesaal und Sakristei von der Klausur abgetrennt und dienen fortan als Versammlungsräume für die neue Gemeinschaft. Es entstand eine offene, vielfältige und lebendige Personalgemeinde mit rund 150 Mitgliedern, aus der in weiterer Folge zahlreiche Sozialprojekte, wie der Verein Therapiezentrum für Halbseitengelähmte, die Hausgemeinschaft Altes Kloster, oder das ökumenische Schulprojekt Tankstelle-die Schule hervorgingen.
1977 entschloss sich der Orden die gesamte südliche Hälfte der Liegenschaft an eine Baugesellschaft zu verkaufen. Es entstand unter dem Namen „Maurer Dörfl“ eine Anlage aus Reihenhäuser und Eigentumswohnungen.
Im selben Jahr wurde hinter der Kirche (heute Rudolf Zeller Gasse 46 B) ein neues Kloster für die verbliebenen 11 Schwestern errichtet (heute das Haus Sarepta) und ein weiterer Teil des Grundstückes (heute Endresstraße 59C) an einen Tankstellenbetreiber verpachtet (Avanti Tankstelle). (Anmerkung: Seit 2016 befindet sich auf diesem Teil des Wohnprojekt Mauerseglerei und die private Volksschule Tankstelle-die Schule).
Im Jahr 1981 wurde die Hälfte des Klosters abgerissen und auf diesem Teil ein Wohnhaus von der MIGRA Genossenschaft errichtet. Der verblieben Teil des Alten Klosters wurde 1981 an den Verein Rat und Hilfe vermietet, der dort eine Pflegestation betrieb.
Die höchst renovierungsbedürftige Kirche wurde 1987 an die Erzdiözese Wien verschenkt, die eine seit 1964 bestehende Pfarrexpositur „Am Spiegeln“ in die ehemalige Klosterkirche verlegte und den neuen Standort 1996 in eine eigene Pfarre umwandelte.
Am 29.März 1989 fasste der Orden den schwerwiegenden Entschluss, die Niederlassung in Mauer zu schließen. Von den 6 noch verbliebenen Schwestern aus Mauer übersiedelten 4 Schwestern in das Redemptoristinnenkloster St. Anna in Ried im Innkreis, Sr. Immaculata übersiedelte ins Kloster nach Foggia (Italien) und einige Jahre später ins Kloster St. Anna nach Ried und eine Schwester übersiedelte in ihre Heimat nach Kanada. Das „Neue Kloster“ samt Klostergarten wurde den Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser übertragen, die es in das Haus Sarepta – ein betreutes Familienwohnen für Menschen in Notsituationen umwandelten.
1991 erwarb der Verein Hausgemeinschaft Altes Kloster (damaliger Name „Verein Gemeinsam Wohnen – Christlich Leben“) das „Alte Kloster“, um ein Mehrgenerationen Wohnprojekt zu errichten.
1994 wurde Pater Tone Müller von seinem Orden nach Steyr in OÖ versetzt, wo er eineinhalb Jahre später starb. Sein Erbe, die Basisgemeinde, besteht jedoch weiterfort und viele Menschen treffen sich jeden Samstag um 18:30 Uhr um Gottesdienst zu feiern.
1990 wurde zu diesem Zwecke der Verein „Gemeinsam Wohnen -Christlich Leben“ gegründet, dem sich neben den jungen Menschen auch einige Menschen der Generation „45plus“ anschlossen. Gemeinsam wurden Überlegungen angestellt, an welchem Ort ein solches Wohnprojekt umsetzbar wäre.
Die Vorstellungen von dem idealen Ort waren sehr unterschiedlich und reichten von sehr ländlichen bis innerstädtischen Plätzen. Es war eine glückliche Fügung, dass die Klosterschwestern just zu der Zeit einen Käufer für das Alte Kloster suchten, denn das Kloster konnte sowohl die ländlichen als auch die städtischen Vorstellungen vom idealen Ort für ein Wohnprojekt vereinen.
Und so kam es, dass sich der Verein um den Kauf des Alten Klosters bemühte. Da das denkmalgeschützte Gebäude baufällig war und die Schwestern von der Idee sehr angetan waren – ging es doch um eine neue christliche Fortsetzung des ursprünglichen Klostergedankens – waren die Schwestern bereit der jungen Gemeinschaft beim Kauf und der Finanzierung des Alten Klosters sehr entgegen zu kommen.
So wurde 1991 ein Kaufvertrag unterzeichnet und das Gebäude samt Liegenschaft in der Größe von 2526 m2 an den Verein „Gemeinsam Wohnen -Christlich Leben“ verkauft.
Das Alte Kloster wurde in einer knapp 2 Jahre andauernden Bauzeit (Sept 1994 bis Mai 1996) unter Leitung des Architekten DI Manfred Rapf generalsaniert und zu einem Wohnhaus mit 22 Wohneinheiten, zahlreichen Gemeinschaftsräumen und einem Kindergarten umgebaut. Die Kosten des Umbaus betrugen letztendlich rund 3 Millionen Euro, die durch Wohnbauförderungsmittel, Eigenmittel und einem Hypothekarkredit finanziert wurden. Des Weiteren wurden sehr viele Eigenleistungen erbracht (z.B. Ausmalen, Bodenverlegung) und die Sanierung von Teilbereichen des Hauses (u.a. Ausbau des Kellers, Erneuerung des Aufzuges) zeitlich aufgeschoben, um den Kostenrahmen einhalten zu können.
Bemerkenswert ist, dass die Wohnungen aufgrund der Wunschvorstellungen der Mitglieder vom Architekten sehr individuell geplant wurden. Bei der Vergabe der Wohnungen konnten alle zufrieden gestellt werden, obwohl letztendlich nur 3 Mitglieder die Ihnen vom Architekten ursprüngliche zugedachte Wunschwohnung bekommen haben.
Ab Ende April 1996 erfolgte die Erstbesiedelung des Wohnprojektes. Zum Zeitpunkt des Einzuges wohnten 43 Menschen aus 3 Generationen im Haus. Im September 1996 startete der Betrieb der Kindergruppe Tausendfüssler, der später in einen Kindergarten umgewandelt wurde.
Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich das Aussehen unseres Hauses immer wieder verändert. Gemeinschaftsflächen (u.a. Werkstatt, Sauna, Gästezimmer, Jugendraum im Keller, Glashaus) wurden mit viel Eigenleistung umgebaut bzw. adaptiert, der Garten neu gestaltet.
2008 wurde einen Umbenennung des Vereins in Hausgemeinschaft Altes Kloster beschlossen.
Im September 2021 durften wir mit vielen Freunden und Wegbegleiter*innen dankbar und auch ein kleines bisschen stolz das 25 jährige Bestehen unserer Hausgemeinschaft feiern. Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, wie schön und bereichernd es ist, in einer Hausgemeinschaft leben zu können, in der trotz unterschiedlicher Menschen, verschiedenen Lebensphasen und manchen sich daraus entstehenden Konflikten das gemeinsame Wohlwollen und das für einander da sein überwiegt.
Designed with Mobirise - More here